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„Corpus Christi" - ein verurteilter Straftäter schlüpft vorübergehend in die Rolle eines Priesters!

Mit dieser Handlung befasst sich der Film „Corpus Christi", welchen der evangelische Religionskurs der Q1 zusammen mit Herrn Föll am Dienstag, den 22.9 im Rahmen einer Exkursion in das Kölner Kino „Filmpalette" besuchte. Wir hatten das Kino für eine Sondervorstellung exklusiv nur für unseren Kurs!
 
Der in Polen entstandene und spielende Film stellt dar, wie der Protagonist Daniel nach seiner Haftentlassung die Bewährungsauflagen über den Haufen wirft, nicht seinen Resozialisierungsdienst im Sägewerk antritt und anstatt dessen unverzüglich die nächste Kirche aufsucht. Dort gerät er durch eine Notlüge in die Rolle des Priesters Pater Thomasz. Nach kurzer Zeit übernimmt er in dem kleinen Dorf die Beichte und Predigt, ohne je ein Theologiestudium auch nur angefangen zu haben. Alleine seine tiefen Erfahrungen im Gefängnisgottesdienst geben ihm zunehmend Sicherheit und Inspiration. Durch seinen unüblichen und expressiven Stil findet er schnell Zugang zu den Bewohnern des kleinen Dorfes. Als Mensch aus dem brisanten Bodensatz der Gesellschaft kennt er zu gut die Tiefen der menschlichen Seele und spricht sie an.

Mit der Zeit kommen in der Gemeinde jedoch tief verborgene, schmerzhafte Ungereimtheiten ans Tageslicht. Eine komplexe und brisante Geschichte von Sünde, Selbstbetrug, Schuld, Hass und Vergebung, Engagement und Vertuschung nimmt ihren Lauf. Alle sind darin verstrickt!

Im Vor- sowie Nachhinein haben sich die Schülerinnen und Schüler des Kurses mit der Intention des Filmes sowie der Deutung auf persönlicher, theologischer, psychischer und politischer Ebene beschäftigt. Zudem wurde abschließend der Film reflektiert. Die wohl für die einzelnen Schülerinnen und Schüler menschlich bewegendsten Szenen haben wir herausgearbeitet, die theologisch bedeutsamen, eindrucksvollsten Szenen verortet und Hypothesen über den weiteren Verlauf der plötzlich ganz offenen Handlung nach dem jähen, uns alle schockierenden Ende aufgestellt, sowie abschließend ein individuelles Fazit gezogen.

Viele Schülerinnen und Schüler bewegte auf menschlicher Ebene eine Szene, die die Verurteilung einer verbitterten Witwe für die folgenreichen, todbringenden Taten ihres Mannes darstellt. Aus theologischer Sicht beschäftigten der unorthodoxe, sehr persönliche und moderne Predigtstil des Protagonisten Pater Thomasz und seine treffenden, ehrlich gesprochenen und unmittelbar überzeugenden Inhalte einen Großteil des Kurses.

Darf ich urteilen, wenn ich doch selber nicht frei von Sünde bin? Frei nach "Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein" (Johannes 8,7) ist dies eine der Hauptfragen, die der Film mit sich zieht und die uns abschließend zum Reflektieren anregte.

Abschließend erntete der Film ausschließlich positive Kritik aus der Schüler*innenschaft. Vielen gefiel besonders die sehr direkte und aktuelle Darstellung der im Film kritisierten Verhaltensmuster, die nach ein wenig Reflektion über das eigene Verhalten sich bei fast allen von uns wiederfinden lassen.
 
Text: Konrad S. (Q1)

Foto: B. Föll